Wohnen im Alter – Senioren möchten Zuhause alt werden
Drei bis vier Generationen unter einem Dach, waren in früheren Zeiten keine Seltenheit. Die Großfamilie war eine gängige Lebensform. In unserer heutigen, globalisierten und auf Mobilität ausgerichteten Gesellschaft sieht das anders aus. Während die ältere Generation gerne davon spricht, dass “man alte Bäume nicht mehr verpflanzt”, ziehen die Enkel bereits zum Studieren in eine andere Stadt. Die Kinder sind mit dem Karriereaufbau beschäftigt, welcher häufig den Umzug in Richtung Arbeitsplatz bedeutet – zurück bleiben die Alten. So müssen sich auch die Wohnformen von älteren Menschen an die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen anpassen.
Den Wunsch zu Hause leben zu können und nicht in ein Heim zu müssen hegen ca. 75% aller hilfe- und pflegebedürftigen Menschen. Diesem Wunsch hat auch die Pflegereform 2008 Rechnung getragen und unterstützt immer mehr den Neubau von seniorengerechten Wohnungen. Aber auch Umbau-, Ausbau- oder Anbaumassnahmen in vorhandenem Wohnraum, in welchem ältere Menschen bereits seit vielen Jahren wohnen werden zunehmend finanziell unterstützt.
Pflege soll so lange als möglich zu Hause stattfinden, so dass “ein Leben in Würde in der eigenen Häuslichkeit” im Alter geführt werden kann. (BMG 26.03.2008)
Hinzu kommen neue Wege der professionellen Pflege, Nachbarschaftshilfe, Seniorendienste und andere Unterstützungsformen, wenn die Familie die Aufgabe der häuslichen Pflege allein nicht leisten kann.
Ist ein eigenständiges und eigenverantwortliches Leben allein nicht mehr möglich, muss es nicht gleich ein Pflege- oder Altenheim sein, es gibt weitere unterschiedliche Formen des Wohnens im Alter. Das Pflegeweiterentwicklungsgesetz geht mit der Förderung unterschiedlicher neuer Wohnformen auf die veränderten Bedürfnisse ein. Neue Wohnformen sind zum Beispiel die Senioren-WG oder das Mehrgenerationenhaus, aber auch Formen des Betreuten Wohnens. Hintergrund dieser neuen Wohnformen ist das mögliche Zusammenlegen von Sachleistungsansprüchen, das sogenannte Poolen. So können Reserven geschaffen werden, welche wiederum der Betreuung zugute kommen. Das heißt, fährt ein ambulanter Pflegedienst einer Adresse mit 10 pflegebedürftigen Personen, so hat die Pflegekraft mehr Zeit für jeden einzelnen als 10 einzelnen Adressen an zu fahren.
Eine weitere Möglichkeit in den eigenen vier Wänden zu verbleiben ist durch die Legalisierung der Beschäftigung von osteuropäischen Arbeitskräften entstanden. Osteuropäische Betreuungskräfte werden über sogenannte Vermitt- lungsagenturen in einen Haushalt vermittelt und betreuen dort hilfsbedürftige Senioren. In den meisten Fällen sind die Kräfte keine ausgebildeten PflegerInnen und dürfen lediglich betreuende und begleitende Funktionen übernehmen. Aber ist vielen Fällen ist dies schon für ältere Menschen ausreichend, um mit den alltäglichen Tücken und Problemen im Haushalt fertig zu werden. Wie sie vorgehen sollten? Was sie beachten sollten? und wie alles legal ist? erfahren sie auf unserer Seite zur 24h-Betreuung.
Doch bei geringen körperlichen Beeinträchtigungen können der Ein-, Um- oder Ausbau der eigenen Wohnung einen Umzug in einen seniorengerechte Wohnform oder ein Alten- bzw. Pflegeheim abwenden. Es gibt, je nach Beeinträchtigung, vielfältige Möglichkeiten das Zuhause an die altersgerechten Bedürfnisse anzu- passen. Was es heißt barrierefrei oder rollstuhlgerecht zu wohnen, erklären wir ihnen in einem anderen Artikel.
Eine vorausschauende Planung beim Hausbau oder der Wohnungssuche bzw. bei den Umbaumaßnahmen ist sehr hilfreich und spart jede Menge Geld.
Achten sie bei der Wohnungssuche oder beim Neubau eines Hauses darauf besonders
Die Wohnung sollte “zentral” liegen, d.h. Einkaufsmöglichkeiten und Busverbindungen sollten möglichst in nicht all zu weiter Entfernung erreichbar sein.
Der Hauseingangsbereich und das Treppenhaus können in den meisten Fällen nicht verändert werden, deshalb ist es wichtig auf diese Ausstattung besonders zu achten:
- stufenloser Zugang zur Wohnung, sichere Stufen und Handläufe, Rampe oder Aufzug
- Haustür mit elektrischem Türöffner und Gegensprechanlage
- bodengleich eingelegte Fußmatte
- gute Beleuchtung im Eingangsbereich
- leicht gängige und feststellbare Haustür
- leicht erkennbare Klingel, Namensschild und Hausnummer
- leicht erreichbarer Briefkasten
- Haustürvordach, Wetterschutz
Der Eingangsbereich oder Flur sollte ausreichende Bewegungsfläche bieten und der Lichtschalter für Flur und Treppenhaus sollte an der Wohnungseingangstür liegen. Ebenso sollte das Bad ausreichend Bewegungsfreiheit bieten.
- Breite Türen
- eine gut hörbare Klingel
- ein Türspion
- keine Bodenschwellen
- ein rutschfester Bodenbelag
- Rolläden im Erdgeschoss
- ausreichend Steckdosen und Beleuchtungsmöglichkeiten
- ein niedriger oder besser gar kein Duscheinstieg und eine Badewanne wären bei der Wohnungsausstattung von Vorteil.
Mit wenig Mitteln und einer genauen Vorausplanung kann man die Wohnung altersgerecht einrichten, damit man sich wohl fühlt und der Alltag ohne große Schwierigkeiten und mit größtmöglicher Sicherheit erledigt werden kann.
Sollte das Gehör nachlassen ist neben einer gut hörbaren Klingel eine Erweiterung der Klingelanlage mit Lichtsignalen möglich. Im Flur oder Wohnungseingangsbereich sollte unbedingt eine Sitzgelegenheit vorhanden sein. Garderobenhaken, eine Ablage für Post und Schlüssel sollten leicht erreichbar sein. Viele vorhandene Gefahrenherde können aber ganz leicht beseitigt werden. Oftmals reicht das Umräumen eines vorhandenen Stuhles für ein Stück mehr Sicherheit. Auf dem Weg zum Badezimmer steht er im Weg, im Eingangsbereich bewahrt er beim Schuhe anziehen vor Schwindelanfällen.
Grundsätzlich gilt für den gesamten Wohnungsbereich:
- Engpässe durch Möbel vermeiden
- in den Laufzonen keine Läufer, Brücken oder sonstigen Stolperfallen
- Lichtschalter und Steckdosen frei und gut erreichbar
- gute Beleuchtung
- alle Schränke gut erreichbar
- Höhenanpassung von Sitzgelegenheiten und Betten
- leicht erreichbare Ablagen in Sitznähe
- Anbringung von Haltegriffen für den Notfall
Der Mensch verbringt ein Drittel seines Lebens im Bett, deshalb sollte hier besondere Rücksicht auf unseren Körper genommen werden. Eine körpergerechte Matratze bzw. eine Matratze, welche sich wohltuend auf besondere Beeinträchtigungen wie Schmerzen oder Demenz auswirkt und ein höhenverstellbarer Lattenrost können für einen erholsamen Schlaf sehr hilfreich sein. Sollte eine aufwendigere Pflege notwendig werden oder sollte die Verweildauer im Bett bei dem Betroffenen immer länger werden, kann ein Pflegebett nicht nur Entlastung für die Angehörigen und Pflegepersonen bringen, sondern auch dem Betroffenen selbst kann, z.B. durch eine Aufstehhilfe im Bett, ein Stück Würde zurück gegeben werden, wenn dieser Besucher im Sitzen empfangen kann.
Besonders im Schlafbereich gilt es auf Stolperfallen und Engpässe durch Möbel zu verzichten, damit der Weg zum Bad nicht zur Gefahr wird. Schon das Stoßen an einer Stuhlkante kann bei einem älteren Menschen zu schwer- wiegenden Verletzungen führen. Lose liegende Teppiche und Läufer steigern das Sturzpotential erheblich.
Küche und Bad brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit beim Einrichten
Bei der Aufstellung der Küche sollte darauf geachtet werden, dass sich die Arbeitsfläche zwischen Herd und Spüle befindet. Keramikkochherde (Ceran-) oder gar Induktionsherde schaffen zusätzliche Sicherheit. Schränke sollten leicht erreichbar sein, z.B. sollten die Unterschränke mit Schüben ausgestattet und Oberschränke tiefer angebracht sein. Die Einrichtung eines Sitzplatzes ist von Vorteil.
Für den Sanitärbereich gibt es eine Vielzahl von Hilfsmitteln. Dies ist auch besonders wichtig, da es sehr hohe Kosten verursacht ein Badezimmer umzubauen, es oftmals aber auch gar nicht möglich oder gestattet ist. Je nach Grundausstattung des Bades kann dieses gut an veränderte Bedürfnisse angepasst werden. So stehen hier Hilfsmittel vom Toilettenaufsatz über diverse Halte- und Stützgriffe bis hin zum Wannensitz und Wannenlift zur Verfügung.
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